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Ausgewählte Methoden, die Tulku Lobsang unterrichtet

„Die Leerheit ist die Weisheit
und das Mitgefühl
ist die Methode des Buddhismus.“

Tulku Lobsang Rinpoche

Tulku Lobsang Rinpoche

Tulku Lobsang Rinpoche

Tulku Lobsang Rinpoche ist ein hoher buddhistischer Meister und Lehrer. In Amdo, im Nordosten Tibets geboren, wurde er im Alter von 13 Jahren als die achte Reinkarnation des Nyentse Lama wiedererkannt. Die Basis seiner Lehren ist das uralte Wissen des Tantrayana, welches den Grundstein des tibetischen Buddhismus und der tibetischen Medizin bildet. Tulku-la reist durch Europa, Amerika und Asien, um sein tiefgründiges Wissen weiterzugeben.

Tulku Lobsang Rinpoches Unterweisungen sind gekennzeichnet durch seine herzliche und liebenswürdige Art. Humorvoll und alltagsnah schafft Rinpoche es, Brücken zu schlagen, um das uralte Wissen seiner ehrwürdigen Übertragungslinie in die Gegenwart zu übertragen. Es ist ihm ein großes Anliegen, durch die Vermittlung des tibetischen Wissens dazu beizutragen, dass sich das Leiden in der Welt verringert.

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„Nichts ist schwierig solange du nicht denkst, es sei schwierig.
Nichts ist einfach solange du nicht denkst, es sei einfach.“

Tulku Lobsangs begann seine offizielle klösterliche Ausbildung im Alter von sechs Jahren, mit seinem Eintritt ins Nangzi Bön-Kloster. Dort erhielt er viele grundlegende Belehrungen, Einweihungen und Ermächtigungen in dieser spirituellen Tradition Tibets.

Für viele Menschen ist Tibet das Land des Buddhismus. Aber tatsächlich praktizieren viele Tibeter und Lamas auch Bön, dies entweder unabhängig vom oder auch neben dem Buddhismus. An der Oberfläche sind sie Buddhisten, und darunter mag ein Kern von Bön liegen.

Lange vor der Ankunft des Buddhismus war Bön schon in Tibet verwurzelt. Als sich der Buddhismus ca. im 7. Jahrhundert in Tibet etablierte, wurde Bön unter der neuen Religion zunächst verfolgt und diffamiert. Aber die Bönpas (wie die Praktizierenden genannt werden) blieben standhaft. Schlieβlich überlebte die Bön-Tradition nicht nur, sondern sie gedieh durch eine Anpassung der Praktiken sogar: Jene Grundsätze des Buddhismus, die ihre Weltanschauung stützten und ihre Ziele auf dem Pfad förderten, wurden mit aufgenommen. So erinnert die höhere Form des Bön, Dzogchen, stark an das Dzogchen der Nyingma-Tradition, der ältesten der vier Hauptschulen des Buddhismus. Beide sind sehr hohe spirituelle Lehren.

Bön ist eine uralte Religion – jedoch eine, die auch heute noch lebt und floriert.

Das Ziel von Bönpas ist es, den Mikrokosmos mit dem Makrokosmos in Einklang zu bringen. Je mehr jeder Einzelne, die Familie und die Gesellschaft im Einklang mit den Kreisläufen und Kräften der Natur sind, desto weniger Leiden und umso mehr Erfolg gibt es im Leben. Die Bönpas glauben, dass sich das Göttliche in der gesamten Natur findet – sowohl in den Elementen als auch in jedem von uns. Deshalb ist es wichtig, positive Beziehungen zwischen dem Individuum und den verschiedenen Aspekten der Natur zu entwickeln. So können die Geister und Kräfte der Natur uns helfen, indem sie Hindernisse beseitigen und uns auf unserem Pfad der Selbst-Bewusstheit unterstützen.

Im Bön gibt es auch Belehrungen über unsere inneren Heilenergien und darüber, wie wir uns selbst beleben und ausbalancieren können. Es gibt viele Meditations- und Bewegungstechniken, die unsere Bewusstheit und unsere Sensibilität für subtile Aspekte unseres Seins vertiefen. Wir lernen, mit den fünf Elementen in Verbindung zu treten – den grundlegenden energetischen Qualitäten unserer inneren und äußeren Natur.

Dzogchen, eine der höchsten Belehrungen, ist auch ein Teil der Bön-Tradition. Das Ziel von Dzogchen oder der Großen Vollendung ist es, den natürlichen Zustand des Geistes zu erlangen, der reines Licht und Weisheit ist. Da gibt es nichts zu versuchen, nichts anzunehmen oder abzulehnen und nichts zu transformieren. Es ist ein selbst-vollkommener Zustand, der uns allen zugänglich ist, weil er unsere Natur ist.

Tulku Lobsang fügt die Weisheit aller Linien des tibetischen Buddhismus und des Bön zusammen. Sie alle lehren uns die wahre Natur unserer Existenz. Die Essenz der Belehrungen ist dieselbe: Im Herzen unserer Natur ist reines, klares Licht und Weisheit. Es gibt viele Methoden, die uns helfen, dies vollständig zu verwirklichen.

Die drei Fahrzeuge des Buddhismus

Tantrayana ist einer der drei Hauptpfade oder Fahrzeuge (yana) des Buddhismus. Auf dem Tantrayana-Pfad nutzen wir den Körper, um mit dem Geist zu arbeiten.

Was beinhalten die drei Pfade? Ein Pfad ist der Weg der Entsagung, der Theravada-Buddhismus. Dieser konzentriert sich auf die Lehre der Vier Edlen Wahrheiten und den Achtfachen Pfad sowie Anleitungen zur Meditation. Er ist bekannt für seine Gelübde und die Kultivierung von Disziplin. Auf diesem Pfad lernen wir, anderen nicht zu schaden.

Ein weiterer Pfad, der Mahayana-Buddhismus, beinhaltet Erkenntnis oder Verwirklichung. Der Mahayana-Buddhismus ist bekannt für sein höheres Verständnis von Leerheit und Mitgefühl. Auf diesem Pfad wird gelehrt, wie man anderen hilft – und ihnen somit automatisch keinen Schaden zufügt.

Auf dem dritten Pfad, dem Tantrayana, geht es um Transformation, um Umwandlung. Dieser Pfad lehrt uns, mit uns selbst glücklich zu sein. Dann helfen wir anderen automatisch. Tantrayana wird auch Vajrayana genannt, das Diamantene Fahrzeug. Denn durch diese Praktiken transformieren wir unsere drei Tore, Körper, Rede und Geist – damit sie wie ein Diamant werden: stark, klar und unzerstörbar.

Transformation statt Entsagung

Auf diesem Pfad entsagen wir nichts, denn alles in uns und um uns herum kann als Mittel zur Transformation genutzt werden. So lehnen beispielsweise Tantrayana-Praktizierende Probleme nicht ab. Stattdessen sehen wir Probleme als unsere besten Lehrer an. Das Leben ist voller Probleme; wir können den Problemen nie entfliehen! Warum also sollten wir die Probleme wegschieben? Wir sollten ihnen und den Menschen, die uns Probleme machen, danken – denn dies ist der beste Weg, viel über uns selbst zu lernen. Es ist die beste Gelegenheit, sich zu entwickeln. Dasselbe gilt für negative Emotionen. Anstatt sie abzulehnen oder ihnen zu entsagen, können wir unsere negativen Gefühle nutzen. Wir können große Wut dazu nutzen, aus der Wut herauszukommen. Auf diese Weise transformieren wir negative Emotionen in Weisheit.

Das Tantrayana lehrt uns, dass wir unser Begehren, unser Verlangen, vergrößern müssen. Verlangen ist ein kraftvolles Mittel auf dem Weg zur Erleuchtung. Wir sollten ihm nicht entsagen. Wir müssen es so stark erweitern, dass darin alle Dinge Platz haben, inklusive aller Probleme, negativer Emotionen und schwieriger Menschen. Das ist der Weg, glücklicher und gesünder zu werden, Stress und Auseinandersetzungen zu verringern – und schließlich aus dem Verlangen heraus zu kommen.

Die Verbindung zwischen Körper und Geist

Das Tantrayana beinhaltet ein tiefes Verständnis der verschiedenen Dimensionen von Körper und Geist. Wegen ihrer gegenseitigen Verbundenheit können wir den Körper als Gefährt verwenden, um am Geist zu arbeiten und uns auf dem spirituellen Pfad zu entwickeln. Wenn beispielsweise die subtilen Körperkanäle Blockaden aufweisen, bewirkt dies, dass auch unser Geist eingeengt und blockiert wird. Dann fließt unser Geist nicht, und unsere Unwissenheit verdunkelt unsere wahre Natur. Wenn wir Praktiken ausüben, die Blockaden in den subtilen Körperkanälen lösen und den Fluss der Vitalwinde und Essenzen in den Kanälen harmonisieren, wird auch unser Geist reiner und ausgeglichener. Dies ermöglicht uns einen besseren Zugang zu unserer angeborenen Weisheit, und wir kommen unserer wahren Natur näher, die Klarheit, Offenheit und Licht ist. Tantrayana beinhaltet sehr spezielle Techniken, die uns ermöglichen, unsere Buddhanatur auf sehr direkte Weise zu erfahren.

Drei Dinge, die wir brauchen

Tantrayana ist wirklich ein sehr direkter Weg. Man braucht Mut, um diesen Weg zu gehen. Vertrauen gibt uns Mut. Wenn wir Tantrayana praktizieren, benötigen wir drei Dinge: Vertrauen in die Lehre, Vertrauen in den Lehrer und Vertrauen in uns selbst. Wenn wir kein Vertrauen in die Lehre und deren Wirkung haben, werden wir, wenn unsere Praxis zur Herausforderung wird, keine Motivation haben, um weiter zu machen. Wir brauchen das Vertrauen, dass wir Resultate erzielen werden, wenn wir die Praxis richtig ausüben.

Zudem brauchen wir Vertrauen in den Lehrer. Wenn man Tantrayana praktiziert, ist es sehr wichtig, einen Meister, einen Guru, zu haben. Warum brauchen wir einen Meister? Der Meister ist der Stellvertreter Buddhas. Unser Geist ist so befleckt, dass es uns nicht möglich ist, von Buddha direkt Belehrungen zu empfangen. Wir sind in einer anderen Dimension. Über unseren Meister können wir alle Segnungen der Vergangenheit empfangen. Einen Meister zu haben, heißt nicht nur, Belehrungen von ihm zu empfangen, sondern auch, eine Verbindung mit ihm aufzubauen. Das bedeutet, dass wir auch Hingabe praktizieren. Hingabe ist der beste Weg, unseren egoistischen Stolz zu verringern. Wenn wir mit egoistischem Stolz praktizieren, können die Belehrungen zu Gift werden und in die falsche Richtung gehen. Deshalb müssen wir Hingabe üben. Diese hilft uns, die Belehrungen auf richtige Weise aufzunehmen. Aus diesem Grund heißt es, dass Guru Yoga die Wirbelsäule des Tantrayana ist. (Mehr dazu unter Guru Yoga.)

Schließlich brauchen wir Vertrauen in uns selbst. Wir müssen wissen und akzeptieren, dass wir reine Buddhanatur sind und dass wir alle das Potenzial haben, diese zu erreichen. Es ist unsere eigene Motivation, Disziplin und Energie, die uns dort hinbringt. Die Belehrungen funktionieren mit Sicherheit. Wenn wir einen guten Lehrer haben, können wir uns schon sehr glücklich schätzen. Dann liegt es nur noch an uns, das Resultat zu erzielen.

Natur statt Kultur

Kurz gefasst: Tantrayana ist Natur, nicht Kultur. Tantrayana ist jenseits des konzeptuellen Geistes, jenseits des Denkens. Tantrayana umfasst Methoden, die mit der grundlegenden Natur unseres Körpers und Geistes arbeiten. Wir alle haben diese Natur, egal woher wir kommen. Es ist die reine Natur.

Tulku Lobsang vermittelt leicht zugängliche Methoden, mit denen wir die Prinzipien des Tantrayana für unsere eigene Entwicklung anwenden können. Er lehrt uns, wie wir unsere Blockaden lösen und uns auf immer subtileren Ebenen öffnen können. Wenn der subtile Körper sich ändert, ändern wir uns selbst vollkommen – und auf diese Weise verändern wir alles.

Tibetische Astrologie ist ein wichtiger Bestandteil der tibetischen Kultur. Sie ist mit dem täglichen Leben verbunden und kann der Orientierung für größere Entscheidungen dienen. Sie ergänzt auch die tibetische Medizin; die Astrologie verkörpert die Weisheit, die Medizin die Methode. In Tibet wird die Astrologie seit Jahrtausenden als Hilfsmittel angewandt, um sich selbst (inklusive Gesundheit und Schicksal) und die äuβeren Lebensbedingungen besser zu verstehen.

Tibetische Astrologie basiert auf der Logik der gegenseitigen Abhängigkeit. Nichts in diesem Universum funktioniert unabhängig. Wir existieren zu 100 Prozent in gegenseitiger Abhängigkeit. Dies bedeutet, dass nichts zufällig geschieht. Es ist möglich, von einem auf alles zu schließen.

Grundlage der tibetischen Astrologie sind die fünf Elemente. Alle Elemente bewegen sich auf vorhersehbare Weise und werden von der Zeit bestimmt. Zeit ist quasi das sechste Element. Wenn wir die Grundsätze der Zeit kennen, ist es möglich, auch die Elemente zu erfassen. Mit Hilfe der Zeit können wir entdecken, wo und wann etwas passieren wird, zu welcher Zeit es geschehen wird und welche Elemente dabei eine Rolle spielen werden. Wir sind vollkommen abhängig von den Elementen, wir haben keine Kontrolle über sie. Wenn wir wissen, wann die Elemente in einem bestimmten Zustand sein werden, wissen wir auch, wie es uns zu dieser Zeit gehen wird.

Die tibetische Astrologie ist stark mit dem tibetischen Buddhismus verbunden. Traditionell waren die Astrologen in Tibet fast immer Mönche. Denn ein korrektes Verständnis der Astrologie setzt ein tiefes Verständnis der buddhistischen Psychologie voraus. Tibetische Astrologie erfordert einerseits Schulung des Geistes, beispielsweise durch Meditation sowie die Entwicklung des subtilen Bewusstseins und der Intuition, andererseits aber auch fachkundige astrologische Berechnungen. Astrologie ist eine Praxis des Mitgefühls.

Die Veränderung der Elemente im Rahmen der astrologischen Zyklen beeinflusst unseren Körper und die Funktion unserer Organe. Ein guter Arzt muss dies verstehen, vor allem dann, wenn er mit der Pulsdiagnose arbeitet. Da der Puls des Menschen sich je nach Jahreszeit verändert, könnte er sonst eine Fehldiagnose stellen.

Die tibetische Astrologie lehrt uns, dass wir ein Bestandteil universeller Zyklen sind. Vielleicht sind wir überzeugt, unabhängig zu handeln – aber dies ist nur Illusion und Unwissenheit. Wir sind vollkommen abhängig von diesen Kreisläufen und werden von ihnen sowohl geistig als auch körperlich und energetisch beeinflusst. Wenn wir weise sind, verstehen wir das und bringen uns in Einklang mit diesen Veränderungen. Das hilft uns, ein gesundes und glückliches Leben zu führen.

Die tibetische Medizin ist ein ganzheitliches System, das auf der tiefen gegenseitigen Verbundenheit von Körper, Geist und äuβerer Umgebung beruht. All diese Bereiche müssen berücksichtigt werden, um ein harmonisches, gesundes Leben zu führen.

Tibetische Medizin wurde zum ersten Mal vor rund 2,500 Jahren vom historischen Buddha – Buddha Shakyamuni – gelehrt, und zwar bei der dritten Drehung des Dharma-Rades. Sie ist eine der ältesten medizinischen Wissenschaften der Welt, und dennoch sind ihre Grundsätze auch heute noch ebenso wahr und wichtig wie damals. Mit ihrem Verständnis der Emotionen und ihrer ganz direkten Auswirkungen auf unser Körpersystem hat uns die tibetische Medizin in der modernen Gesellschaft viel zu bieten.

Äußere, Innere und Geheime Elemente

Wir erklären hier in Kürze, warum der Körper, der Geist und die Umwelt so tief miteinander verbunden sind. Hierfür müssen wir zunächst ein gewisses Verständnis für die Elemente erlangen. Aus tibetischer Sicht sind alle Phänomene der Existenz aus den fünf Elementen zusammengesetzt: Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde. Sowohl die äußere Umgebung als auch unser Körper und die Eigenschaften unseres Geistes setzen sich aus diesen Elementen zusammen. Bei den fünf Elementen handelt es sich um besondere energetische Eigenschaften, die – in verdichtetem Zustand – auch die bereits bekannten Formen annehmen. So hat Wind die Eigenschaft von Bewegung. Feuer beinhaltet die Qualität von Hitze und Transformation. Erde hat die Eigenschaften Festigkeit und Stabilität. Und Raum verkörpert den Ausgleich der anderen vier Elemente. Er ist verantwortlich für die Trennung – den Raum – zwischen den Dingen.

Die äußeren Elemente sind die uns bekannte äußere Umgebung, also Erde, Flüsse, Wind, Atmosphäre usw. Die Luft, die wir atmen, beinhaltet die fünf Elemente, und deren Gleichgewicht verändert sich in einem 24-Stunden-Rhythmus; dies wiederum hat Einfluss auf die Qualität unseres Atems.

Unser Körper ist aus den inneren Elementen zusammengesetzt. Im Grundsatz findet sich das Erdelement in unseren Muskeln und Knochen und das Wasserelement in den Körperflüssigkeiten. Das Feuerelement ist unsere Körpertemperatur, unser Stoffwechsel und der Katalysator für chemische Reaktionen. Und Raum ist das, was dafür sorgt, dass alles an seinem Platz bleibt, und beispielsweise den Abstand zwischen den einzelnen Zellen ermöglicht, die Hohlheit der Eingeweide usw. In der tibetischen Medizin wird der Körperaufbau zudem anhand der sieben Körperbausteine beschrieben: Nährstoffe, Blut, Fleisch, Fett, Knochen, Knochenmark und Essenz.

Die geheimen Elemente sind die Eigenschaften unseres Geistes. Es gibt 80 verschiedene Gefühle, aber der Einfachheit halber kann man die negativen Gefühle in folgende fünf Emotionen zusammenfassen: egoistischer Stolz, Anhaftung, Wut, Eifersucht und Unwissenheit. Diese Emotionen werden durch unreine Zustände der fünf Elemente, Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum, verursacht. Wenn die fünf Elemente gereinigt und ausbalanciert sind, werden die Emotionen reiner und reiner. Sie zeigen sich dann als Hingabe und innerer Frieden, Altruismus, Selbstlosigkeit, Geduld und Mitgefühl, Wertschätzung und Liebe sowie Großzügigkeit und Gelassenheit.

Die drei Körperflüssigkeiten

Die tibetische Medizin arbeitet sehr direkt mit den sogenannten drei Körpersäften – Galle (tripa), Wind (lung) und Schleim (beken). Diese sind Vitalstoffe des Körpers, und gemeinsam sind sie verantwortlich für alle Körperfunktionen. Die grobe, physische Ebene des Körpers und die subtile, geistige Ebene sind durch die drei Körpersäfte nahtlos miteinander verbunden.

Wie alle Dinge, so bestehen auch die drei Körpersäfte aus den fünf Elementen. Galle ist das Feuerelement, Wind das Windelement, und Schleim ist Wasser- sowie Erdelement. Jede dieser Körperflüssigkeiten wird wiederum in fünf Arten unterteilt, wovon jede einer Körperregion und einer Funktion zugeordnet ist. Wenn die Körpersäfte aus dem Gleichgewicht geraten, sei es aus Mangel oder aus einem Übermaß an einem Saft, beginnen sich Krankheiten zu entwickeln.

Die drei Körpersäfte ermöglichen die Funktion unseres Körpers. Da sie jedoch sehr leicht aus dem Gleichgewicht geraten, steckt in ihnen auch der Same von Krankheit. Aus diesem Grund sagt man in der tibetischen Medizin, dass wir alle unmanifestierte Krankheit in uns tragen. Sobald Ursache und Bedingung gegeben sind, wird sich die Krankheit manifestieren.

Die drei Körpersäfte sind auch mit den drei Geistesgiften verbunden. Ist die Galle im Ungleichgewicht, erzeugt dies Wut. Eine Disbalance von Wind bewirkt Anhaftung. Wenn der Schleim aus dem Gleichgewicht ist, führt dies zu Unwissenheit. Aus diesem Grund hat ein geistiges und emotionales Ungleichgewicht eine direkte Unausgeglichenheit des Körpersystems zur Folge. Negative Emotionen verursachen Krankheit.

Deshalb erstreckt sich die Heilung des Körpers auch auf die Heilung des Geistes. Wenn jemand ständig wütend ist, können wir die Leber behandeln, so viel wir wollen. Wird die Wut nicht behandelt, wird die Leber weiterhin in Mitleidenschaft gezogen.

Aus diesem Grund sagt man in der tibetischen Medizin: Alles, was hilfreich ist, ist Medizin; und alles, was Leiden verursacht, ist Krankheit. Die körperliche Gesundheit basiert auf dem Geist, und daher ist es wichtig, dass wir uns um unser Glück kümmern. Wenn wir unwissend sind, bereiten wir uns selbst und anderen ständig Probleme. Wir setzen den Kreislauf des Leidens fort und werden krank. Wir brauchen Weisheit. Die Weisheit sagt einem, wie man sich um seinen Körper und Geist kümmert. Und die letztendliche Weisheit ist Liebe.

Natürlich gibt es über tibetische Medizin weit mehr zu sagen. Die grundlegenden Texte über tibetische Medizin werden „Die Vier Tantras“ genannt: Wurzeltantra, Erklärendes Tantra, Tantra der mündlichen Überlieferung und Letztes Tantra. Diese enthalten detaillierte Erklärungen zur Funktionsweise des Körpers, der Diagnose von Krankheiten mittels Pulsdiagnose und Urinanalyse, zur Behandlung von Krankheiten mit Kräuterarzneien sowie spezielle Behandlungen wie Moxibustion und Schröpfen.

Buddhismus ist eine Methode, unsere tiefe, innere Natur kennenzulernen – unsere Weisheit. Mit dieser Art von Weisheit können wir unveränderbares Glück erlangen. Das bedeutet, dass wir die Weisheit nutzen können, um uns vom Leiden zu befreien. Denn veränderliches Glück ist die Wurzel des Leidens.

Auf dieser Welt besteht nichts auf Dauer. Alles endet, alles verändert sich. Aus dem Blickwinkel unseres konzeptuellen Geistes entsteht und vergeht alles ständig. Diese Art der Existenz ist nicht sicher, nicht absolut. Wir müssen die Natur der Wahrheit verstehen, um diese Existenz zu verstehen. Deshalb ist es für den Zugang zum Buddhismus wesentlich, zu verstehen, dass es zwei Ebenen von Wahrheit gibt: konventionelle Wahrheit und absolute Wahrheit.

Wenn wir Buddhismus praktizieren, praktizieren wir Weisheit und Methode. Die Methode ist Mitgefühl. Das ist der Pfad des Buddhismus. Mitgefühl ist kein Gefühl; es ist Logik. Wir sind diejenigen, die Nutzen aus der Entwicklung von Mitgefühl ziehen. Mitgefühl und Liebe öffnen uns und führen uns zu größerem Verständnis, größerer Erkenntnis und Weisheit. Liebe ist die universelle Weisheit.

Letztlich ist das Ziel des Buddhismus ein perfekter Körper und ein perfekter Geist – die perfekte Existenz. Es ist die Unwissenheit, die uns von einer vollendeten Existenz abhält. Wir sind unwissend bezüglich unserer wahren Natur und der wahren Natur aller Phänomene. Wir sind unwissend bezüglich der Leerheit und unseres grenzenlosen Potenzials. Wir sind unwissend in Bezug auf die Tatsache, dass nichts gleich bleibt und dass wir eines Tages alles verlieren werden, sogar unser Glück. Deshalb hängen wir an unserem Glück. Und wenn wir eines Tages unser Glück verlieren, werden wir wütend. Warum werden wir wütend? Weil das Verlieren uns schmerzt. Und wegen der Wut geraten wir in den Zustand der Unwissenheit. Dieser Zyklus wiederholt sich ständig. Es ist der endlose Kreislauf des Samsara – der sich immer wieder wiederholt. Unwissenheit verursacht Anhaftung, Anhaftung bewirkt Wut, Wut erzeugt Unwissenheit. Und dann leiden wir und fühlen Schmerz. Nur Liebe und Mitgefühl können uns die Weisheit geben, zu sehen, aufzuwachen.

Liebe ist der goldene Schlüssel, der uns befreit. Liebe ist Freiheit. Mit Liebe ist Veränderung nie ein Problem. Mit Liebe ist Veränderung einfach Möglichkeit und Potenzial.

Der Buddhismus beinhaltet 84.000 verschiedene Methoden. Es gibt eine Methode für jeden Menschen, egal wo er steht oder welche Art von Psychologie er hat. All diese Methoden gehören einem von drei Gefäßen an: Disziplin, Achtsamkeit und Wachsamkeit. Disziplin bedeutet Gelübde. Es beinhaltet Entsagung von dem, was uns nicht hilft. Achtsamkeit bedeutet Meditation. Es beinhaltet die Entwicklung von Fokus, Bewusstheit und Gelassenheit. Wachsamkeit bedeutet Weisheit. Dies heißt, alles so zu lassen, wie es ist, ohne Urteil. Sie ist Stille - und reine, direkte Wahrnehmung. Alle Methoden führen uns zu einem tieferen Verständnis unserer eigenen Natur.

Man kann Buddhismus jederzeit praktizieren, weil es so viele Arten von Praxis gibt: zum Beispiel Meditation, wie Tummo oder Achtsamkeitsmeditation. Wenn wir nicht gerne meditieren, können wir Glückseligkeit praktizieren oder die Praxis der Vereinigung (yab yum) üben. Wenn wir Bewegung mögen, praktizieren wir Tsa Lung. Wenn wir gerne schlafen, üben wir Schlafyoga und Traumyoga. Und wenn wir gar nicht praktizieren wollen, können wir den Zeitpunkt des Todes nutzen.

Es sieht so aus, als wären wir krank und der Buddhismus würde uns heilen. Buddha, der Lehrer, ist der Arzt, der uns führt. Dharma, die buddhistische Lehre, ist die Medizin, die uns heilt. Und die Sangha, die Gemeinschaft der Praktizierenden, ist die Krankenschwester, die uns hilft. Aber wir sind der Patient, und wir müssen Verantwortung für unser eigenes Wohlergehen übernehmen. Vielleicht sagt uns jemand, was wir tun sollen – aber wir müssen es tun. Es ist unsere Entscheidung, ob wir die Medizin anwenden oder nicht.

Selbst gesund und glücklich zu sein, ist der beste Weg, anderen zu helfen. Mögen alle Wesen glücklich sein.